Urheberrechte: Alessandro Cattunar.
Was für ein großer Platz! Ich sehe hier eine zweisprachige Tafel.
Wir sind auf der Piazza della Transalpina (oder Trg Evrope), auf der Grenze zwischen Italien un Slowenien. Nach zwei Jahren anglo-amerikanischer Verwaltung wurde hier 1947 die neue Grenze zwischen Italien und Jugoslawien gezogen. Bis 2020 sah man nichts davon, aber die Maßnahmen zur Covid-Bekämpfung haben eine neue physische Trennung geschaffen: ein Zaun, der die beiden Staaten trennt
Wie in Berlin!
Fast … das Gebiet blieb zweigeteilt, bis März 2004, als Slowenien der Europäischen Union beitrat und die sogenannte „Mauer“ abgerissen wurde. Weißt du, Jan, die Alliierten legten den Grenzverlauf nach ziemlich groben Kriterien fest, sodass viele Menschen gezwungen waren, Haus, Familie und Arbeitsstelle zu verlassen. Viele versuchten den illegalen Grenzübertritt über die Alpenpässe.
Aber sind wir denn hier in Italien oder nicht?
Wir befinden uns in einem gemeinschaftlichen Raum zwischen Gorizia und Nova Gorica, da die beiden Städte nach Schengen offiziell keine Grenzen mehr haben. Aber stell dir vor: Beim Referendum vom 2. Juni 1946 zur Einführung der Republik konnte hier nicht gewählt werden, weil Friaul-Julisch-Venetien noch nicht offiziell zu Italien gehörte! Die komplexe Geschichte der Ostgrenze wird seit 2013 vom „Museo diffuso dell’area di confine – Topografie della memoria“ (Grenzgebietmuseum – Topographien des Gedenkens) anhand von 10 Totems aufgezeigt, die man zwischen den beiden Städten aufgestellt hat.
Urheberrechte: Associazione Quarantasettezeroquattro di Gorizia – progetto “Topografie della Memoria”.
In der schwierigen Nachkriegszeit hat der Wiederaufbau des Landes oberste Priorität, nicht nur in materieller Hinsicht.
Die Alliierten drängen auf die Demobilisierung der Partisanenverbände, aber die Kriegsjahre setzen ihre Wirkung noch fort, vor allem an der östlichen Landesgrenze und in der Poebene. Obwohl eine Sondergesetzgebung zur strafrechtlichen Verfolgung des Tatbestands der Kollaboration eingerichtet wird, bleibt der Säuberungsprozess in Ansätzen stecken und sorgt für Enttäuschung. Die 1946 erlassene Amnestie schränkt die Wirkung noch weiter ein.
Die Friedensbedingungen, die dem vom Faschismus kompromittierten Italien auferlegt werden, sind hart: hohe Reparationszahlungen, Gebietsverluste und Verzicht auf die Kolonien. Trotz der schweren Hinterlassenschaft aus dem Krieg geht der Wiederaufbau jedoch relativ schnell vonstatten.
Die Gemeinderatswahlen und das Referendum von 1946 besiegeln die Einführung der Regierungsform Demokratie in der Staatsform der Republik. Die Wahlbeteiligung ist sehr hoch, zum ersten Mal können die Frauen wählen und gewählt werden. Die antifaschistischen Massenparteien erhalten die große Mehrheit der Stimmen.
Am 1. Januar 1948 tritt die neue republikanische Verfassung in Kraft, die das Ergebnis eines weitsichtigen Vermittlungsprozesses zwischen den verschiedenen demokratischen Kulturen (die katholische, kommunistische, sozialistische und liberale) darstellt.
Die ersten Feierlichkeiten zur Festa della Repubblica (Fest der Republik) am 2. Juni wurden im Jahre 1947 begangen, in der Zeit des schwierigen Übergangs von der Diktatur zur Demokratie.
Seitdem sind die Bemühungen zur Umsetzung der Verfassung, diesem positiven Erbe der tragischen Kriegszeit und wertvollen Nachlass der Resistenza, verzögert und behindert worden, wodurch eine fragile Demokratie begründet wurde. Auch die institutionelle Begehung des 2. Juni hat ein wechselvolles Schicksal erfahren und konnte sich nur schwer als wirklich gemeinschaftlich empfundenes Datum durchsetzen, das als Teil der nationalen Einheit anerkannt wird.
Der Kalten Krieges hat die Erinnerungsbildung jener Jahre beeinflusst: Insbesondere das Aufeinandertreffen der beiden Blöcke hat dazu geführt, die UdSSR und die kommunistische Gefahr als den „Feind Nummer 1“ zu betrachten.
Seit Ende der 1980er Jahre ist der Wunsch nach einer gemeinsam geteilten Erinnerung immer häufiger als Überwindung des Dualismus zwischen Faschismus und Antifaschismus interpretiert worden. Außerdem haben sich die Versuche der Instrumentalisierung von Gewaltepisoden aus der Nachkriegszeit durch die politisch gegen die Resistenza gerichteten Kräfte vervielfacht. Dies gilt insbesondere für die komplexen und leidvollen Ereignisse an der Ostgrenze (Foibe-Massaker und Vertreibung) Italiens.
Notwendig wäre hingegen die erneute Bestätigung der periodisierenden Bedeutung der Resistenza und der Wichtigkeit der Entscheidung für die Republik 1946 als Grundlagen der italienischen Demokratie.
Sehenswürdigkeiten
(Basovizza, Friaul-Julisch Venetien)
(Mailand, Lombardei)
(Genua, Ligurien)
(Coltano, Toskana)
(Rom, Latium)
(Terni, Umbrien)
(San Sosti, Kalabrien)
(Alghero, Sardinien)
(Pieve Tesino, Trentino Südtirol)
Film- und Literaturtipps
Exodus
Film
(Otto Preminger, 1960)
Don Camillo
Buch
(Giovannino Guareschi, 1948)
Germania anno zero
Film
(Roberto Rossellini, 1948)
Ladri di biciclette
Film
(Vittorio De Sica, 1948)
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