09. WIDERSTANDSBEWEGUNGEN

Urheberrechte: Igor Pizzirusso.

Was für ein Verkehr!

Das ist eine der verkehrsreichsten Gegenden von Mailand …

Gerade hier auf der Piazza sehe ich ein Denkmal. Was ist das?

Es ist ein Gedenkstein, der an die Erschießung von 15 Antifaschisten und Partisanen erinnert.

Partisanen? Aber Laura, wurden denn hier nicht die Leichen von Mussolini und Clara Petacci aufgehängt?

Ja, aber zuvor, am 10. August 1944, waren politische Gefangene aus dem Gefängnis von San Vittore geholt und hier erschossen worden, als Vergeltungsmaßnahme und ohne Prozess. Auf deutschen Befehl hin, aber durch faschistische Milizionäre. Vielleicht erinnerst du dich an die Körper des Duce, seiner Geliebten und einiger Parteifunktionäre der RSI, weil diese Episode im kollektiven Gedächtnis stärker verankert ist.

Ja, ich glaube, das Foto gesehen zu haben.

Die Partisanen trafen am Morgen des 29. April 1945 auf einem Lastwagen aus Como ein, wo sie die Faschisten auf der Flucht gefangen genommen und dann hingerichtet hatten. Die Körper wurden an einer Tankstelle abgeladen, dort, wo jetzt eine Bank steht.

Ich erinnere Mussolini, aufgehängt mit dem Kopf nach unten. Wie kam es dazu?

Na ja, weil die Nachricht der Gefangennahme sich schnell verbreitet hatte. Eine aufgebrachte und unkontrollierte Menge drängte auf den Platz und zwang die Feuerwehrleute, einige der Körper an der Überdachung der Tankstelle aufzuhängen. Dort stellte man sie zur Schau, so wie es mit den Partisanen gemacht worden war.

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GESCHICHTE

Die Opposition gegen den Faschismus und die Resistenza formieren sich nach dem Waffenstillstand vom 8. September 1943 neu. Die demokratischen Kräfte rufen das Nationale Befreiungskomitee Comitato di Liberazione Nazionale (CLN) ins Leben, das es sich zum Ziel setzt, die militärischen Aktionen der in den Bergtälern gebildeten Partisanenbrigaden zu koordinieren. Der Partito Comunista (PCI) (Kommunistische Partei Italiens) organisiert in den Städten die Gruppi di Azione Patriottica (GAP) („Patriotische Aktionsgruppen“).

Die Partisanen leben im Verborgenen, mit schlechten Verbindungsmöglichkeiten und knappen Mitteln, werden Opfer von Denunziationen, Razzien, Deportationen und Erschießungen. Oft finden sie Unterstützung in der bäuerlichen Zivilbevölkerung, die deswegen brutale Repressalien seitens der Nationalsozialisten und der Faschisten erleidet.

Ab Sommer 1944 entstehen in Mittel- und Oberitalien die ersten Befreiten Gebiete, in denen neue Formen der Autonomie, der Organisation und der territorialen Kontrolle erprobt werden. In die provisorische Regierung der Partisanenrepublik Ossola wird zum ersten Mal eine Frau berufen.

Nach ihrer schwierigen Neuaufstellung im Winter 1944 nehmen die Partisanenverbände im Frühjahr die Offensive wieder auf.  Am 25. April 1945 wird der Generalaufstand ausgerufen: Die Kräfte der Resistenza kommen mit der Befreiung der wichtigsten Städte im Norden der Ankunft der Alliierten zuvor und errichten neue Verwaltungen.

Der Kampf der Partisanen wird von vielen Formen des zivilen Widerstands flankiert (Arbeiter, Frauen, Geistliche), der die deutsche Besatzung behindert und die faschistische Kollaboration delegitimiert. Nicht zuletzt ist der gänzlich militärische Widerstand der verschiedenen Einheiten des Esercito Cobelligerante Italiano („Mitkriegführende Italienische Streitkräfte“) zu nennen, die während des Italienfeldzugs an der Seite der Alliierten kämpfen. Sie gehorchen der Regierung in Brindisi, und später in Salerno.

ERINNERUNG

Die siegreichen antifaschistischen Kräfte haben die Resistenza als Kampf für die Befreiung des Landes von den deutschen Besatzern und als Lossagung Italiens vom Faschismus gefeiert.

Verschiedene Faktoren haben jedoch verhindert, dass das Gedenken an die Resistenza ein einheitliches und allgemein geteiltes Erbe werden konnte. Negativ wirkten sich die in der Nachkriegszeit erfolgte Aufteilung der Welt in Blöcke und der westliche Antikommunismus aus, ebenso wie die geteilte Geschichte des Landes selbst, die von unterschiedlichen Erfahrungen im Süden und Norden geprägt ist. 

In den 1960er Jahren versuchten die Mitte-Links-Regierungen die Werte der Resistenza als Gründungsmythos der demokratischen Republik zu bestätigen. Dabei hat aber eine gewisse rhetorische Monumentalisierung häufig die unbequemere Dimension des Bürgerkriegs überdeckt.

Seit Ende der 1980er Jahre ist die einseitige Anstrengung einer Gleichsetzung der sich gegenüberstehenden Parteien im Gange, und zwar durch Versuche, einerseits das Andenken der Kämpfer der Republik von Salò (die „ragazzi di Salò“) zu rehabilitieren und andererseits die kontroversen und gewalttätigen Aspekte der Resistenza zu betonen.

Andererseits gibt es seit den 2000er Jahren Bemühungen, die Werte Bedeutung der Resistenza durch die Aufwertung von Gedenkorten und durch einheitliche Feierlichkeiten als Grundlage für die nationale Einheit wiederzuerlangen. Der europäische Kontext verlangt jedoch nach einer zusätzlichen Anstrengung gegenseitiger Anerkennung auf deutscher und auf italienischer Seite.

Sehenswürdigkeiten

02.
Universität Padua
(Padua, Venetien)
03.
Ampezzo und die Partisanenrepublik Karnien
(Ampezzo, Friaul-Julisch Venetien)
04.
05.
Casa Cervi
(Gattatico, Emilia-Romagna)
07.
Piazza delle Erbe
(Carrara, Toskana)
08.
09.
Museum der Resistenza
(Chiusa di Pesio, Piemont)

 

Andere Sehenswürdigkeiten

Film- und Literaturtipps

Il sentiero dei nidi di ragno

Buch

(Italo Calvino, 1947)

Uomini e no

Buch

(Elio Vittorini, 1945)

Le quattro giornate di Napoli

Film

(Nanni Loy, 1962)

Il partigiano Johnny

Buch

(Beppe Fenoglio, 1968)

I piccoli maestri

Film

(Daniele Luchetti, 1997)

Mehr erfahren

Ultime lettere di condannati a morte e di deportati della Resistenza italiana
Stampa clandestina
Carlo Greppi – “Ora tocca a voi”. Il 25 aprile tra le generazioni