Strafkolonie für konfinierte Homosexuelle auf den Tremiti-Inseln

Mehrfach im Verlauf des zwanzigsten Jahrhunderts dienten die Tremiti-Inseln als Strafkolonie für Konfinierte. Zwischen 1927 und 1943 insbesondere nutzte das faschistische Regime sie zur Verbannung von politischen Gegnern, die vom Sondergericht verurteilt worden waren.

Während des Krieges wurde die Strafkolonie zum Konzentrationslager für „feindliche Staatsbürger“: Darunter verstand man als gefährlich eingestufte Italiener, Juden, Jugoslawen aus den Grenzgebieten, Albaner sowie Anhänger von Religionen, die sich vom Katholizismus unterscheiden. Für diese Zweckbestimmung musste das Ex-Gemeindehaus der Insel San Domino herhalten. Zu denjenigen, die auf die Inseln verbannt wurden, gehörten für kurze Zeit unter anderen auch Ferruccio Parri, der erste Ministerpräsident Italiens nach der Befreiung, und Sandro Pertini, Staatspräsident von 1978 bis 1985.

Weniger bekannt ist die Geschichte der Konfinierung von Homosexuellen auf San Domino: Die sogenannten Päderasten, die unangemessener und unmoralischer Verhaltensweisen beschuldigt wurden, konnten mit bis zu fünf Jahren Verbannung belegt werden. Mit der Zunahme der politischen Gefangenen, die an diesen Orten unterzubringen gewesen wären, wurde die Strafe im Mai 1940 in „Abmahnung“ umgewandelt, was allerdings erhebliche Freiheitsbeschränkungen mit sich brachte.

In den letzten Jahren konnte mithilfe der Publikationen von Forschern und Aktivisten, die Zeugenberichte der Konfinierten zusammentrugen, die Erinnerung an diesen Aspekt faschistischer Repressionspolitik auf der zu Apulien gehörigen Inselgruppe rekonstruiert werden. Im Juni 2013 haben Vereine, die sich für die Verteidigung der Rechte von Homosexuellen einsetzen, eine Gedenktafel gesetzt.