Piazza Unità d’Italia

Am 18. September 1938 verkündete Benito Mussolini bei einem offiziellen Besuch in Trieste auf der Piazza dell’Unità d’Italia die „notwendigen Lösungen“ für das jüdische Problem, das er als „Rassenproblem“ verstanden haben wollte. In seiner Rede, von der eine kürzlich digitalisierte Filmaufnahme existiert, definierte der Duce das Judentum als „unversöhnlichen Feind“ des Faschismus und kündigte öffentlich eine antijüdische Rassengesetzgebung an. In den folgenden Wochen wurde die Generaldirektion für Demographie und Rasse geschaffen und die Volkszählung der in Italien ansässigen Juden durchgeführt. Schließlich wurden die sogenannten „Leggi razziali“ (Rassengesetze) angenommen, die eine Reihe von Maßnahmen zum Ausschluss der Juden aus dem Leben der Nation in Kraft setzten.

Der rechtliche und bürgerliche Status der italienischen Juden wurde somit herabgesetzt, gewissermaßen als Auftakt für die Verfolgungen der Jahre danach. Die dramatische Wendung erfolgte schließlich 1943, als die Republik von Salò die systematische Verhaftung der Juden und die Konfiszierung ihres Besitzes sanktionierte. Auf italienischem Boden wurden nun Durchgangs- und Konzentrationslager eingerichtet und man leistete den Nationalsozialisten Hilfestellung bei Razzien und Deportationen, die insgesamt 8000 Juden betrafen.

Eine Erinnerungskultur an die 1938 in Gang gesetzte Judenverfolgung konnte sich in Italien für lange Jahre nicht durchsetzen. Auch die Geschichtsschreibung hat erst mit erheblicher Verspätung eine korrekte Interpretation der Rassengesetzgebung vorgenommen, um diese nicht mehr nur als Wendung hin zur Unterdrückung der jüdischen Minderheit, sondern als Bruch mit der staatlichen Kontinuität anzuerkennen.