Urheberrechte: Michele Morabito, Parco Nazionale della Pace e Museo Storico della Resistenza di Sant’Anna di Stazzema
Was für eine Stille! Wo sind wir hier?
In Sant’Anna di Stazzema bei Lucca, in der Toskana. Hast du nie von diesem Ort gehört?
Nein. Sollte ich?
Ja schon, Jan. Am 12. August 1944 fand hier nämlich eines der grauenhaftesten Massaker statt, die von den Deutschen in Italien verübt wurden. Etwa 400 Personen, darunter 70 Minderjährige, wurden von SS-Einheiten ermordet.
Das waren „Nazis“. Es herrschte allerdings auch Krieg und man bekämpfte die Partisanen …
Die Partisanenverbände waren zwar in diesem Gebiet aktiv, aber die Strafaktionen der Deutschen – in anderen Gegenden nicht nur die SS, sondern auch die Wehrmacht – trafen wehrlose Zivilisten, eben um der Resistenza die Unterstützung zu entziehen. Außerdem handelte es sich um strategisches Gebiet, in der Nähe der sogenannten Goten-Stellung.
Ich kann mir vorstellen, dass es deswegen starke Vorbehalte gegen die Deutschen gab.
Immerhin sehe ich eine europäische Flagge im Wind wehen …
Urheberrechtei: Museo Storico della Resistenza di Sant’Anna di Stazzema
Nach dem Waffenstillstand von September 1943 besetzen die deutschen Streitkräfte einen Großteil von Mittel- und Oberitalien, wobei einige Gebiete im Norden und Nordosten unter Direktverwaltung gestellt werden.
Damit werden zwei Ziele verfolgt: Zum einen sollen die Alliierten von der Südgrenze des Reichs ferngehalten werden, zum anderen wirtschaftliche Ressourcen Italiens und italienische Arbeitskraft genutzt werden. Die Deutschen beschlagnahmen Rohstoffe und Industrieanlagen und beuten die Bevölkerung aus, die deportiert und zur Zwangsarbeit in Deutschland herangezogen wird. Die Feindseligkeit gegenüber dem italienischen „Verrat“ wird durch den negativen Kriegsverlauf noch weiter angeheizt.
Die Besatzungsherrschaft ist brutal, mit Haftlagern, in denen Exekutionen und Folterungen an der Tagesordnung sind. Mithilfe der Faschisten führen die Nationalsozialisten militärische Aktionen und harte Repressalien gegen die Kräfte der Resistenza durch. Dabei machen sie sich auch durch Razzien und Massaker an der Zivilbevölkerung schuldig.
Die Stereotypen vom „schlechten Deutschen“ und vom „guten Italiener“ haben die kollektive Vorstellung der Italiener auf breiter Ebene beeinflusst: Oft wurden die Verantwortlichkeiten der Faschisten heruntergespielt.
Einige frühe Versuche, Orte von Massakern und Verfolgungen durch Nationalsozialisten und Faschisten zu Erinnerungsorten zu machen, gab es in den unmittelbaren Nachkriegsjahren. In den folgenden Jahrzehnten jedoch ist die Erinnerung an die Gewalttaten häufig auf der familiären und der Gemeindeebene stehen geblieben. Auch die Phänomene der wirtschaftlichen Ausbeutung und der kulturellen Plünderungen des Landes sind noch wenig untersucht worden.
Ab den 1990er Jahren hat die Einrichtung von Museen, Interpretationszentren und Parks an den Erinnerungsorten ein breiteres Bewusstsein und ein allgemeines Nachdenken gefördert. Berühmt geworden ist die Begegnung zwischen dem deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau und dem italienischen Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi im Jahre 2002 in Marzabotto. Die Eröffnung von Strafverfahren gegen die deutschen Kriegsverbrecher hat dazu beigetragen, die Aufmerksamkeit auf die Opfer zu lenken.
Sehenswürdigkeiten
(Boves, Piemont)
(Aosta, Valle d’Aosta)
(Genua, Ligurien)
(Sirmione, Lombardei)
(Marzabotto, Emilia-Romagna)
(Rom, Latium)
(Caiazzo, Kampanien)
(Barletta, Apulien)
(Novafeltria, Emilia-Romagna)
Film- und Literaturtipps
L’uomo che verrà
Film
(Giorgio Diritti, 2010)
Roma città aperta
Film
(Roberto Rossellini, 1945)
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