San Sepolcro Platz

Die Piazza im Zentrum von Mailand war Schauplatz der Versammlung, die am 21. März 1919 die Gründung der städtischen Kampfbünde beschloss. Die Versammlung fand in den Räumlichkeiten des Palazzo Castani statt, wo Mussolini zwei Tage später auch die Bildung der Fasci italiani di combattimento („italienische Kampfbünde“) verfügte. Trotz einer Beteiligung, die unter den Erwartungen blieb, wurden im Verlauf des 23. März einige der programmatischen Grundlagen gelegt, die das zukünftige Regime kennzeichneten. Das sogenannte „Programma di San Sepolcro“, das in der Zeitung „Il Popolo d’Italia“ erst am 6. Juni 1919 veröffentlicht wurde, manifestierte den Willen Mussolinis, eine neue nationalistische und imperialistische Rechte unter Einbeziehung der Volksmassen aufzubauen.  In den folgenden Jahren konstruierte das Regime einen wahren Mythos um die Sansepolcristi, denen mit der Verordnung von 1939 einige Privilegien zugestanden wurden. Auch Filippo Tommaso Marinetti, Dichter des Futurismus und einer der Hauptredner des 23. März, widmete den Sansepolcristi ein Gedicht.

Palazzo Castani war außerdem von 1921 bis 1924 Sitz des Partito Nazionale Fascista (Nationale Faschistische Partei) und von 1943 bis 1945 der Republikanischen Faschistischen Partei, somit einer der Symbolorte des Regimes. Heute bleibt jedoch recht wenig von der Erinnerung an San Sepolcro: Im Laufe des hundertjährigen Jubiläums gab es trotzdem einige Public History-Initiativen, darunter die Ausstellung 23. März 1919.